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"Der ÖV ist Teil der Lösung."
Die Bevölkerung wächst, die Mobilität nimmt zu. Die ZVB befürwortet das Bestreben des Kantons, das Thema Mobilität gesamtheitlich anzugehen. Cyrill Weber, Unternehmensleiter der ZVB, legt im Interview dar, welchen Beitrag die ZVB zur Mobilitätslösung liefern kann und welche Mittel sie dazu benötigt.
Zug ist der Kanton mit der höchsten Autodichte bei gleichzeitig hoher ÖV-Abo-Durchdringung. Was zeigt dies auf?
Cyrill Weber: Die Zugerinnen und Zuger leben den Verkehrsmix. Es braucht diese Mischung – vom Auto über den öffentlichen Verkehr bis zum Velo- und Fussgängerverkehr –, um die Bedürfnisse nach Mobilität auch in Zukunft abdecken zu können. Die zentrale Frage ist, wie wir den zur Verfügung stehenden Raum auf die verschiedenen Verkehrsmittel aufteilen und somit auch den Mix steuern. Dabei hat der öffentliche Verkehr einen unschlagbaren Vorteil: Wir befördern viele Personen auf wenig Raum. Verkehrsraum, welcher nur beschränkt zur Verfügung steht. Der ÖV ist eine platzsparende Mobilitätsform.
Der ÖV hilft also entscheidend mit, Stau zu verringern bzw. Strassen zu entlasten.
Das ist korrekt. Besonders deutlich wird dies in der Innenstadt. Auf dem Abschnitt Kolinplatz – Postplatz verkehren rund 20’800 Fahrzeuge pro Tag. Davon sind 4% ÖV-Fahrzeuge, welche aber 32% der Personen befördern. Man kann sich gut vorstellen, was passieren würde, wenn ein Teil dieser Personen aufs Auto umsteigen würde.
An einem Tag verkehren auf dem Abschnitt Kolinplatz-Postplatz 20'000 Fahrzeuge des Individualverkehrs und 785 ZVB-Busse. Diese transportieren 32% der Personen.
Auch die Busse der ZVB stehen zuweilen im Stau.
Das ist ein wichtiges Thema. Ein pünktlicher, zuverlässiger ÖV ist eminent wichtig. Die Fahrgäste sollen rechtzeitig an ihr Ziel kommen, Anschlüsse müssen sichergestellt werden. Steht die ZVB im Stau, können wir diese Aufgabe nicht erfüllen. Die Kunden müssen sich aber auf den ÖV verlassen können, damit der ÖV seinen Beitrag zur Gesamtmobilität leisten und seinen Nutzen stiften kann. Daher braucht er gewisse Rahmenbedingungen.
Welche Rahmenbedingungen braucht die ZVB?
Es gibt verschiedene Lösungsansätze, um die Fahrplanstabilität zu gewährleisten. Die Priorisierung bei Ampeln ist eine einfache Massnahme. Etwas weitreichender ist eine eigene Busspur bei Abschnitten mit hohem Verkehrsaufkommen, wobei dies nicht zwingend baulich, sondern auch betrieblich mittels Bevorzugung gelöst werden kann. Mitfahren im flüssigen Pulk der Autos kann eine Lösung sein, wenn an den Knoten und Haltestellen die entsprechenden Priorisierungen vorhanden sind. Auch ist zu überlegen, ob alle Verkehrsmittel auf der gleichen Strasse verkehren müssen. Wenn alle auf der gleichen Achse verkehren, muss entsprechend grosser Strassenquerschnitt vorhanden sein. Bei der Trennung der Verkehrsmittel mit hoher und tiefer Geschwindigkeit ist der Verkehr flüssiger und damit effektiver. Davon profitiert auch der ÖV, indem er zuverlässiger verkehren kann. Dies sind nur einige Beispiele. All unsere Bestrebungen zielen immer auf einen sicheren, zuverlässigen und qualitativ hochstehenden ÖV ab, welcher viel Nutzen stiftet.
Was verstehen Sie unter Qualität im ÖV?
Neben der genannten Pünktlichkeit und Fahrplanstabilität – welche immer schwieriger zu halten wird – geht es darum, den Fahrgästen eine möglichst angenehme Reise zu bieten. Ich denke da an hindernisfreie Bushaltestellen, angenehme Warteräume, Informationssysteme mit hohem Standard und ganz grundsätzlich an eine gute Erschliessung des öffentlichen Raums durch den ÖV. Selbstverständlich erachte ich es als erstrebenswert, dass der ÖV mit Fahrzeugen unterwegs ist, welche durch erneuerbare Energien angetrieben werden.
Qualität bedeutet aber auch, dass neue Formen der multimodalen Mobilität angeboten werden, etwa die Kombination von ÖV und Bikesharing oder On-Demand-Angebote. Sicher werden neue Formen dazukommen, die Entwicklung geht rasch voran. Die digitale und räumliche Vernetzung der verschiedenen bisherigen und neuen Formen ist wichtig und muss orchestriert werden. Darin sehen wir auch einen Beitrag der ZVB. Denn schliesslich wird durch die verschiedenen Massnahmen die Standortattraktivität von Zug erhöht.
"Wichtig scheint mir, dass es eine klare Strategie zur Mobilitätsentwicklung gibt und der ÖV die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen erhält, welche er für seinen Auftrag braucht."
Cyrill Weber, Unternehmensleiter Zugerland Verkehrsbetriebe.
Was ist Ihr Wunsch an die Politik?
Welche Massnahmen am Schluss auch zum Einsatz kommen: Wichtig scheint mir, dass einerseits eine klare Strategie vorhanden ist, wie die Mobilität ablaufen soll, und andererseits der ÖV die Infrastruktur und Rahmenbedingungen erhält, welche er für seinen Auftrag braucht. Einige Massnahmen habe ich ja bereits beschrieben. Dabei muss der ÖV rechtzeitig mitgedacht und eingeplant werden. Es muss die beste Lösung gefunden werden, um einen ÖV mit hoher Qualität anbieten zu können.
Weiterführende Links:
ZVB-Position zum Mobilitätskonzept Kt. ZG
Platzsparende Mobilität - was ist das?
Verkehrsmanagement Kanton Aargau
"Wir optimieren den Verkehr"- Interview mit Daniel Schwerzmann